Eindrücke vom CSD Bremen 2025

 

Für alle Bilder: © belladonna e.V.

Bunt, vielfältig und politisch – belladonna beim CSD Bremen 2025

Hallo! Ich bin Mo und ich mache aktuell ein Praktikum bei belladonna. Am Samstag habe ich zum ersten Mal den CSD in Bremen erlebt – und das gleich in einer besonderen Rolle: nicht als Teilnehmer*in der Parade, sondern als Teil des Teams am Infostand von belladonna. So konnte ich den CSD einmal nicht nur als Feier, sondern auch aus einer informierenden Perspektive erleben. Ich stand im Austausch mit ganz unterschiedlichen Menschen, die bei uns am Stand vorbeigeschaut haben, und habe den Tag zugleich als Fest und als wichtigen politischen Ort erfahren, an dem Begegnung und Aufklärung gleichzeitig stattfinden.

„Pride must go on! Gemeinsam. Laut. Für Alle.“
Unter diesem Motto sind am Samstag, den 23. August, etwa 30.000 Menschen durch die Innenstadt von Bremen gezogen. Neben der großen Parade mit ihren vielen Wagen gab es ein vielfältiges Programm: Infostände, Mitmachaktionen, politische Redebeiträge und eine Bühne mit Live-Musik direkt gegenüber von unserem Stand. Trotz gelegentlicher Regenschauer war die Stimmung durchweg ausgelassen und fröhlich, was sicher auch an der vielseitigen Musikauswahl lag: Von queeren Klassikern bis zu aktuellen Pop-, Techno-, oder Hip-Hop-Songs war alles dabei. Gleich zu Beginn erklang am Wagen neben unserem Stand zum Beispiel „Born this way“ von Lady Gaga – für viele (mich eingeschlossen) ein absoluter CSD-Klassiker.

Unser Infostand: Austausch und Begegnung
Am Stand von belladonna haben Besucher*innen die Flyer entdeckt, die unser gesamtes Angebot vorgestellt haben: unsere Arbeit als Kulturverein, unser Archiv, das die (queer)feministische Geschichte Bremens seit fast 40 Jahren dokumentiert, und unsere Bibliothek mit einer breiten Auswahl an (queer)feministischer Literatur.
Die Programme haben Einblicke in unsere vielfältigen Veranstaltungen in den Bereichen Bildung, Kunst, Kultur und Wirtschaft gegeben. Beim Austausch mit den Besucher*innen konnten wir die Materialien vorstellen, offene Fragen beantworten und unsere Arbeit greifbar machen. Ich selbst konnte zum Beispiel viel über mein Praktikum und meine Aufgaben erzählen.

Darüber hinaus haben unsere selbstgemachten Buttons, Sticker, Patches und die Armband-Bastelstation viele Besucher*innen angezogen. Sie haben eine niedrigschwellige Möglichkeit geboten, kreativ aktiv zu werden und gleichzeitig ins Gespräch über Feminismus, queere Themen und unsere alltägliche Arbeit bei belladonna zu kommen. So konnten wir uns intensiv mit den verschiedensten Menschen austauschen.

In den Gesprächen mit diversen Besucher*innen an unserem Stand ist mir einmal mehr bewusst geworden, wie groß die Vielfalt der Teilnehmer*innen ist. Und zwar nicht nur in Bezug auf Geschlecht oder Sexualität, sondern auch auf die Gründe, warum Menschen zum CSD gekommen sind: Einige wollten feiern, andere laut demonstrieren. Viele haben Freund*innen oder Familienangehörige unterstützt, manche sind mit Kindern gekommen, um ihnen die Bedeutung von Vielfalt zu zeigen. Neben zahlreichen Bremer*innen waren auch viele Menschen aus kleineren Orten dabei, in denen queeres Leben noch nicht selbstverständlich akzeptiert wird.

Von 1979 bis heute: CSD in Bremen im Wandel
Wenn man die Bilder und Eindrücke des CSD 2025 mit der Geschichte vergleicht, wird deutlich, wie viel sich verändert hat. Bremen war 1979 eine der ersten deutschen Städte, die überhaupt einen CSD veranstalteten. Damals kamen rund 700–900 Menschen zusammen – überwiegend schwule Männer, einige lesbische Frauen, die jedoch eher separat voneinander organisiert waren. Die Teilnehmenden erfuhren nicht nur verbale, sondern teilweise auch physische Gewalt. In den Medien fand der CSD kaum Erwähnung, sodass die Teilnehmenden am Ende selbst einen Leser*innenbrief verfassen mussten, um auf die Demonstration aufmerksam zu machen.

Nach dieser Premiere verschwand der CSD in Bremen zunächst wieder aus der Öffentlichkeit. In den 1990er Jahren fanden zwei CSDs statt, ein weiterer im Jahr 2004. Doch erst seit 2017 ereignet sich der CSD in Bremen jedes Jahr und zieht regelmäßig tausende Besucher*innen an. Auch wir von belladonna sind seitdem mit einem Stand vertreten.

Ausblick und Einladung
Der CSD in Bremen ist heute eine lebendige Veranstaltung, die Begegnung, Information und politische Sichtbarkeit verbindet – und zeigt zugleich, wie wichtig die Arbeit von Vereinen wie belladonna ist. Unser Stand hat es ermöglicht, Menschen aller Altersgruppen zusammenzubringen, über feministische und queere Themen ins Gespräch zu kommen und auf unsere Angebote aufmerksam zu machen. In unserem Archiv können Interessierte die Entwicklung des CSD und generell (queer)feministischer Bewegungen in Bremen nachverfolgen und entdecken, wie viel sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat. Beispielsweise haben wir 2020 ein Interview mit Irene Klock geführt, einer Teilnehmerin und Organisatorin des ersten Bremer CSD. Sie gibt spannende Einblicke in die Anfänge der Bewegung. Hier ist der Link dazu.

Sichtbarkeit und Akzeptanz sind keine Selbstverständlichkeiten, sondern das Ergebnis langjähriger Kämpfe. Wer neugierig ist, mehr über unsere Arbeit und die Geschichte feministischer Bewegungen in Bremen zu erfahren, ist herzlich eingeladen, belladonna zu besuchen – sei es bei einer Veranstaltung, in der Bibliothek oder im Archiv. Wir freuen uns auf euch!