Frau des Monats April 2022: Jeanne Baret

05.April 2022 | Frau des Monats

Jeanne Baret

Pseudonym: Jean Baré, französische Naturforscherin und Botanikerin

Geboren am 27.07.1740 in La Comelle, Burgund

Gestorben 1807 in Saint-Aulaye, Dordogne

 

Erste weibliche Weltumseglerin

Jeanne Baret 1740 kam als Tochter eines Taglöhners im burgundischen La Comelle zur Welt. Sie wuchs in einer ländlichen Umgebung in der Region Autun auf und wurde schon als kleines Mädchen von ihrer Mutter in der Kräuterheilkunde unterwiesen.

Beim Sammeln von Pflanzen lernte sie den Botaniker Philibert Commerson kennen und arbeitete bei ihm als Hausangestellte. Nach dem Tod von dessen Frau im Jahr 1762 blieb Baret offiziell weiterhin seine Haushälterin. Sie lebten allerdings als Liebespaar zusammen und hatten ein gemeinsames Kind, das bei einer Pflegefamilie verstarb.

Als der Admiral Louis-Antoine de Bougainville von der französischen Regierung mit der ersten Weltumsegelung beauftragt wurde, lud er Commerson zur Mitreise ein.

Im ausgehenden 18. Jahrhundert starteten in Frankreich, wie in anderen europäischen Ländern, mehrere Expeditionen um neue Kolonien und Märkte zu erschließen.

1766 legte das Schiff „L’Étoile“ in Nantes ab, mit an Bord waren der Botaniker Commerson und „Jean Baret“ als dessen Diener und Assistent. Um ihren Geliebten ins Abenteuer begleiten zu können, blieb Jeanne nichts anderes übrig, als in Männerkleidern aufzutreten. Frauen war der Aufenthalt auf einem Schiff strengstens verboten.

„Durch ihre Arbeit als Kräuterfrau besaß sie ein profundes Wissen über Pflanzen und ihre Eigenschaften. Die Aussicht, zusammen mit Commerson überall, wo das Schiff das Festland erreichte, zu botanisieren, muss für sie ungeheuer verlockend gewesen sein.“ (Glynis Ridley, Biografin)

Die beiden Botaniker*innen sammelten und dokumentierten in Südamerika und den südpazifischen Inseln ca. 6.000 Pflanzen, u.a. die berühmt gewordene Bougainvillea, die Jeanne Baret bei Rio de Janeiro entdeckt hatte. Über 70 Pflanzen erhielten den Namen von Commerson, während seine ebenbürtige Begleiterin unsichtbar blieb.

Die Reise ging weiter nach Tahiti, wo sie von den Einheimischen als Frau enttarnt wurde. Bis dahin konnte sie ihr wahres Geschlecht verbergen, indem sie die Brüste mit Leinenbändern abschnürte und behauptete, sie sei ein „Kastrat“. Der Schiffskapitän hatte dem Paar eine eigene Kabine zugeteilt und der Expeditionsleiter de Bougainville bewahrte Stillschweigen.

Dieser schrieb: „Wie konnte man aber glauben, dass Baré von weiblichem Geschlecht wäre, da man ihn als einen unermüdlichen und erfahrenen Botaniker sein Herrn bei allem Kräutersammeln […] begleiten und auf diesen beschwerlichen Märschen die Mundprovision, das Gewehr und die Hefte mit Pflanzen hatte tragen sehen?“

Jeanne Baret wurde, Berichten zufolge, nach ihrer Enttarnung von mehreren Seeleuten vergewaltigt.

1768 erreichte das Schiff die französische Kolonie Mauritius, wo Commerson und Baret an Land gingen und sich auf der Insel niederließen. Wieder war sie offiziell seine Haushälterin und Assistentin, als Paar erforschten und dokumentierten sie die Pflanzenwelt auf der Insel. Nach Commersons Tod heiratete sie 1774 einen französischen Soldaten und kehrte mit ihm in ihre Heimat zurück.

Commerson hatte ihr eine ansehnliche Erbschaft und seine botanische Sammlung vermacht, die sie dann dem königlichen Cabinet des Estampes übergab.

Ab 1785 erhielt Jeanne Baret eine jährliche Pension durch das Marineministerium und verbrachte die letzten Lebensjahre mit ihrem Mann in der Dordogne, wo sie 1807 starb. Ihre Sammlung von exotischen Pflanzen befindet sich im Pariser Muséum national d’histoire naturelle und hat bis heute große Bedeutung für die Wissenschaft.

Eine späte Würdigung erhielt die Pflanzenkundlerin 2012 von dem US-amerikanischen Botaniker Eric Tepe, indem er eine von ihm entdeckte Kletterpflanze auf den Namen „Solanum baretiae“ taufte.

 

Zum Weiterlesen: Glynis Ridley, The Discovery of Jeanne Baret, Crown 2010

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