Frau des Monats Juli 2021: Şirin Tekeli

02.Juli 2021 | Frau des Monats

Şirin Tekeli

 

Geboren am 28.02.1944 in Ankara

Gestorben am 13.06.2017 in Bodrum

 

Türkische Politikwissenschaftlerin, feministische Aktivistin, Autorin und Übersetzerin

 

Şirin Tekeli wurde am 28.02.1944 in Ankara als einziges Kind zweier Philosophiedozent*innen geboren.

Sie begann ein Studium der Politikwissenschaft in Ankara und setzte dieses in Paris, Lausanne, Istanbul und Iowa fort. Ab 1968 war sie Dozentin für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Istanbul, promovierte 1973 und wurde fünf Jahre später habilitiert.

Aus Protest gegen restriktive frauenfeindliche Maßnahmen seitens der türkischen Politik gab sie 1981 ihre Lehrtätigkeit an der Universität auf und wurde feministische Aktivistin, Übersetzerin und Autorin. Ihre Habilitationsschrift war die erste Veröffentlichung in türkischer Sprache, die die gesellschaftliche und politische Diskriminierung von Frauen thematisierte. Tekeli war Initiatorin zahlreicher Kampagnen zur Durchsetzung von Menschenrechten und Mitgründerin von Fraueneinrichtungen.1989 war sie an der Gründung der Frauenbibliothek und des Informationszentrums in Istanbul beteiligt.

 

https://taz.de/Tuerkische-Frauenbibliothek/!5498448/

1990 wurde das erste Frauenhaus Mor Cati (Lila Dach) in Istanbul eröffnet.

1997 entstand der Verein „KA-DER“ zur Unterstützung von Frauen in der Politik.

Şirin Tekeli gehörte bis 2004 zum wissenschaftlichen Beirat der Zeitschrift „Frauen in der einen Welt“, die vom Zentrum für interkulturelle Frauenalltagsforschung und internationalen Austausch e.V. herausgegeben wurde. Sie war außerdem Redaktionsmitglied der Frauenzeitschrift „Kazete“ und gab zahlreiche Publikationen in türkischer, englischer und französischer Sprache heraus. Der 1991 erschienene Sammelband „Aufstand im Haus der Frauen. Frauenforschung aus der Türkei“ informierte erstmals in deutscher Sprache über die Ergebnisse eines Symposiums, das 1989 in der Evangelischen Akademie in Hofgeismar stattfand. Zum ersten Mal referierten dort ausschließlich türkische Forscherinnen. Mitherausgeberinnen des Buchs waren neben Şirin Tekeli, Ayla Neusel und Meral Akkent.

1996 wurde Tekeli in Frankreich der Orden Officier dans L’Ordre des Palmes Académiques verliehen, eine der höchsten Auszeichnungen für Verdienste um das französische Bildungswesen.

Şirin Tekeli starb am 13. Juni 2017 nach kurzer, schwerer Krankheit in Bodrum.

 

In einem Nachruf von Kolleginnen des Vereins „Frauen in der einen Welt“ heißt es:

„Für Frauen war Şirin Tekeli eine inspirierende Persönlichkeit, die mit Humor, Integrität und Geschick zwischen unterschiedlichen Positionen Brücken zu schlagen wusste. Sie war eine passionierte Netzwerkerin und eine begnadete Rednerin, die auf ruhige, aber bestimmte Weise ihre Positionen verteidigte und Argumente vortrug. Sie wird uns fehlen.“ (Meral Akkent und Lale Yalcin Heckmann)

Der Entschluss der Türkei, am 1.7. 2021 aus der Istanbul-Konvention zum Schutz gegen Gewalt an Frauen auszutreten, führte zu vielen Protestaktionen und Demonstrationen von Feministinnen und Aktivist*innen. Şirin Tekeli wäre sicher auch dabei gewesen.

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