Frau des Monats Juni 2020: Dr. Dr. Hannelore Cyrus

01.Juni 2020 | Frau des Monats

Dr. Dr. Hannelore Cyrus

Geboren am 07.02.1935 in Verden

Gestorben am 28.04.2020 in Frankfurt

Sozialwissenschaftlerin, Historikerin, Frauenforscherin, Buchautorin, Mitgründerin von belladonna e.V.

Hannelore Cyrus wurde am 7. Februar 1935 in Verden geboren.

Nach ihrer Lebensphase als Ehefrau und Mutter eines Sohnes begann sie mit Ende 30 ein Studium der Sozialpädagogik und Sozialwissenschaften in Bremen.

Von 1979 bis 2000 war sie Lehrbeauftragte und Wissenschaftliche Assistentin an der Bremer Universität im Studiengang Sozialwissenschaften mit den Schwerpunkten historische Frauenforschung, Kriminologie und empirische Sozialforschung. Nach ihrer Promotion zu „Laienhilfe im Strafvollzug“ beschäftigte sie sich auch in der Praxis mit entlassenen Strafgefangenen, indem sie den Vorsitz des Vereins Hoppenbank übernahm.

Im Wissenschaftsfunk von Radio Bremen engagierte sie sich als freie Mitarbeiterin.

Mitte der 1980er Jahre trafen sich gesellschaftskritische Dozentinnen und Studentinnen im interdisziplinären Frauenprojekt „Normen weiblicher Lebenszusammenhänge – gelebte, lebbare und denkbare Alternativen“ an der Universität Bremen. Als das Studienprojekt zu Ende ging, taten sich Dozentinnen (darunter Hannelore Cyrus) und Studentinnen zusammen, um Ideen für die Umsetzung eines Kultur- und Bildungsprojekts für Frauen zu entwickeln. So entstand zunächst „KKK (Kultur – Kommunikation – Kommerz)“ und im Mai 1986 wurde der Verein belladonna – Kultur- Kommunikations- und Bildungszentrum gegründet, mit Hannelore Cyrus als Vorstandsvorsitzende. Ein großes Haus in der Sonnenstraße wurde von einer Käuferinnengemeinschaft erworben, auch hieran war Hannelore Cyrus maßgeblich beteiligt.

1988 eröffnete belladonna das Haus mit den Kultur- und Bildungsveranstaltungen, das Bremer Frauenarchiv stand bereits 1987 interessierten Frauen zur Verfügung. Hannelore Cyrus engagierte sich 25 Jahre lang nicht nur im Vorstand, sondern bereicherte das Programm mit Vorträgen, Lesungen und Seminaren u.a. zu (Bremer) Frauenrechtlerinnen, Künstlerinnen oder zur Kriminalgeschichte von Frauen. Diese Themen standen auch im Fokus ihrer Buchveröffentlichungen: „Frei geboren! 1000 Jahre Bremer Frauengeschichte“, „Fürstin Mathilde Plate“ oder „Gesches Schwestern“, um nur einige zu nennen.

Das Bremer Frauenarchiv und Dokumentationszentrum lag ihr besonders am Herzen. Hier rief sie 1990 den Arbeitskreis Feministische Geschichtswerkstatt ins Leben und gab 1991 das Lexikon „Bremer Frauen von A bis Z“ mit über 200 Biografien heraus. Sie überließ dem Archiv unzählige wertvolle Originaldokumente von frauenbewegten/frauenliebenden Bremerinnen, eigene Publikationen und Abschlussarbeiten ihrer Studentinnen an der Universität.

Als leidenschaftliche Kunstsammlerin unternahm sie mit ihrer Lebenspartnerin viele Reisen, um (zu Unrecht) vergessene Werke von Künstlerinnen ausfindig zu machen. Einen Teil davon präsentierte sie immer wieder in den Räumen von belladonna.

Zur Situation von Künstlerinnen in Bremen bis Mitte des 20.Jahrhunderts gab sie 2005 ihr Buch „Zwischen Tradition und Moderne“ heraus, 2010 erschien „Die Liebe höret nimmer auf. Künstlerpaare, die Liebe und die Liebe zur Kunst“.

Hannelore Cyrus war begeisterte Tennisspielerin, der Sport und das Reisen verband sie mit ihrer langjährigen Lebensgefährtin und späteren Ehefrau Hendrikje Strohecker, die 2019 tödlich verunglückte. Selbst schwer an Parkinson erkrankt, verbrachte sie die letzten Monate bei der Familie ihres Sohnes in Frankfurt, wo sie am 28.4.2020 im Alter von 85 Jahren starb.

Eine persönliche Würdigung erfuhr Hannelore Cyrus in einem Nachruf von Maren Bock, der Geschäftsführerin des Vereins belladonna. Kultur, Bildung und Wirtschaft für Frauen e.V.

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